Tag 2
31.1.2004

 

Kampfeslust

Mit 20 entschiedenen Partien endet der zweite Spieltag kampfbetont.

Und es sind wieder die Favoriten, die im Zweikampf oft unterliegen. So verliert mit Arkadij Naiditsch ein erster Titelfavorit gegen den nationalen Meister Marco Thinius. Ein Bauernopfer des jungen Großmeisters trägt keine Früchte und scheitert an besonnenem Verteidigungsspiel. Der noch wenig bekannte Berlin-Lichtenberger IM Jakov Meister bezwingt Ex-Jugendweltmeister Leonid Kritz in einem 60zügigem Duell.

So ist nach zwei Runden Alexander Graf der letzte große Favorit im aktuellen, fünfköpfigen Führungsfeld. Das besteht neben Graf und Meister aus dem Plauener Espig, dem Hambuger Müller und dem deutschen Pokalvizemeister Thies Heinemann.

Stimmen

Der Nationale Meister Marco Thinius ist dem Ziel einer dritten IM-Norm (Bad Wiessee, Olmütz) nach einem Auftaktremis gegen Thomas Luther heute ein gutes Stück weitergekommen. Er besiegt den favorisierten Arkadij Naiditsch. "Naiditsch hat in der Eröffnung einen Bauern geopfert und starken Druck bekommen. Ich mußte mich lange verteidigen, hatte jedoch einen Bauern mehr. In meiner Zeitnot konnte ich einen weiteren Bauern gewinnen. Das Endspiel war gewonnen." Der 35jährige spielt erst seit dem 18. Lebensjahr Nahschach. Ich bin in einer Stadt aufgewachsen, in der es keinen Schachverein gab. Ich habe als Jugendlicher Fernschach gespielt." Marco Thinius ist Musiker in der Staatskapelle Weimar. Er spielt Fagott. Doch "Schach ist meine 2. große Leidenschaft."

"Man muß sie schlagen, solange es noch geht." Heute ging dies für Dr. Karsten Müller (Bild) in seiner Partie gegen Nachwuchsspieler Arik Braun zumindest noch auf. "Es war nicht leicht, die weisse Initiative zu neutralisieren. Arik hat ungenau gespielt, ein starkes Qualitätsopfer zugelassen und war danach verloren."

GM Jan Gustafsson gewinnt gegen Martin Breutigam:" Aus der Eröffnung heraus stand ich besser. Statt passiv zu warten, hat Schwarz sich mit f5 und g5 aktiv verteidigt. Das war zu verpflichtend und lief gut für mich. Ein eher technischer Sieg."

Der Schwedter FM Matthias Schurade schlägt GM Lev Gutman: " Am Anfang stand ich "etwas geplättet". Doch ich kam wieder ins Spiel. Nach meinem Qualitätsopfer hat Gutman den Faden verloren."

Thomas Luther über sein schnelles Unentschieden gegen Thomas Reich: "Gleich aus der Eröffnung heraus ist das Spiel völlig verflacht. Die Schlußstellung nach 18 Zügen ist "tot" remis". Für Luther-Fans ist das zweite Remis des noch amtierenden Deutschen Meisters von 2002 fast ein Garant für die Titelverteidigung: Auch in Saarbrücken gewann der Erfurter den Titel nach zwei Startremis.

Sergej Kalinitschew zu seiner kurzen Partie gegen Peter Enders: " Weiß hätte sich an die Hauptvariante mit 7. Le3: (statt Sb3) halten sollen. So ist in der Schlußstellung nichts mehr drin." Zu seinen Turnierzielen befragt, lächelt der Berliner: "Einfach spielen. Und gut spielen."

Zwei neue Gesichter im Turniersaal: NRW-Qualifikant FM Vladimir Budde (Bild) konnte wetterbedingt erst heute anreisen. Und um die Teilnehmerzahl wieder "gerade" zu rücken, ist der titellose Berliner Michael Schulz nun mit dabei. Schulz startete gestern noch beim Erbgericht-Cup, ab heute warten auf ihn höchste Aufgaben.