Tag 5
3.2.2004

 

Graf mit Siegeswillen alleiniger Spitzenreiter

Bis zu den letzten Sekunden der siebenstündigen Zeitbegrenzung wird am Spitzenbrett gekämpft. Der unbändige Siegeswille von Alexander Graf treibt Lutz Espig durch ein Damenendspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Doch letztlich ist Espig ständig in der Defensive und im 141. Zug überschreitet der 55-Jährige tragisch die Zeit. Graf (Bild) setzt sich an die alleinige Spitze des Turniers. Doch die Verfolger kleben weiter an seinen Fersen. Jan Gustafsson hat auch mit Schwarz gegen Gerhard Schebler keine Probleme zu gewinnen. Sergej Kalinitschew feierte heute nicht nur seinen Geburtstag, sondern auch einen schönen Sieg über Arik Braun. Und der Pokalsieger des Jahres 2002 Thies Heinemann setzt sich gegen Leonid Kritz durch und komplettiert das Dreierfeld einen halben Punkt zurück im Nacken von Graf.

Wer nach den schönsten Partien des Tages sucht, der wird sich den knackigen Sieg von Arkadij Naidisch gegen Peter Enders genauso anschauen müssen wie das Remis zwischen Bischoff und Meister. Über 70 Züge lang findet Meister immer neue Motive um Bischoffs Griff zu entkommen und mit einem Turm weniger im Dauerschach einen gerechte Punkteteilung zu finden.

Es war nicht der Tag der Sachsen: Der Großlehna Marco Thinius verliert klar gegen Karsten Müller und der Dresdner Nachwuchsspieler Falko Bindrich muss sich dem Internationalen Meister Gerlef Meins geschlagen geben.

Stimmen

Thies Heinemann gewinnt gegen Leonid Kritz: "Die Eröffnung war für beide Seiten keine Überraschung. Ich stehe ein wenig gedrückt. Aber ich weiss nicht, ob wirklich schlecht. Mein Gegner hat nach 30. Lh5 den Trick übersehen, dass ich nicht auf h5 wiedernehmen brauche. Es entsteht eine unklare Stellung, die schwer einzuschätzen ist. Auch 38. Ld2 hat er übersehen. Man muß seine Chancen nutzen," lächelt der Hamburger. "Jetzt kann ich vielleicht eine GM Norm aufs Ziel nehmen. Dazu benötige ich noch 2-2,5 Punkte. Obgleich das sehr, sehr schwer werden wird ..."

Thomas Luther und Frank Ott spielten "eine alte Theorievariante. Nach dem Zug 18. Tdf1 steht Schwarz kritisch. Weiß hat viele Möglichkeiten zum Erfolg zu kommen." (Luther).

Jan Gustafsson (Bild)." Ich stehe aus der Eröffnung heraus gegen Gerhard Schebler etwas angenehmer. In weißer Zeitnot verstärkt sich das. Statt 29. Sd2 ist Lh6 besser. Aber Weiß hat keine Zeit mehr."

Dr. Karsten Müller gewinnt gegen Marco Thinius:" Schwarz hat die Eröffnung (11. Tc8) etwas experimentell gehandelt. Danch war die weiße Initiative schwer zu neutralisieren. 17. - de4: war ein schwerer Fehler, nach 18. Sc4 ist Schicht im Schacht."

Prominenter Besuch in Höckendorf: U20 Weltmeisterin Elisabeth Pähtz (Bild mit Meins, Pähtz, Braun und Bindrich) nutzt die Gelegenheit nach Schulschluß ein Auge auf die Meisterschaften zu werfen. "Einfach Zugucken, ein paar alten Freunden Guten Tag sagen und vielleicht ein paar Bilder machen," lächelt sie auf die Frage nach den Gründen. Aktuell ist Schule und "da zu fehlen, kann ich mir nicht leisten." Ihre Fans werden sie jedoch in der nächsten Woche bei einem Open in Cannes ("Winterferien") und zwei Wochen später bei den französischen Meisterschaften sehen. Doch der Höhepunkt soll die Frauen-Europameisterschaft Mitte März in Dresden werden. "Mein Ziel ist es, unter die ersten Zehn zu kommen."

Eine Glanzpartie spielt Arkadij Naiditsch. Etwa 20 Züge Theorie im Najdorf Sizilianer und dann braucht er acht Züge, um den Punkt gegen Peter Enders zu gewinnen. "Die Variante hatte ich mir vor einiger Zeit angeguckt. Sie ist gut für Weiss. 25. - Db6 war schlecht. 25. - Df6 war der einzige Zug. 26. Dh8 Kf7 27. Tf6 Sf6 28. Dc8 Sfd7 29. Db7: Ta2 30. Db5: mit besserer Stellung für Weiß. Nach dieser Partie kann ich wieder um die vorderen Plätze kämpfen."