Graf baut Führung mit Sieg gegen Deutschen Pokalsieger
aus.
ELO-Favorit Alexander Graf baut mit einem klaren Sieg gegen den Deutschen
Pokalsieger Thies Heinemann seine Führung aus. Er profitiert von
einem Remis an Brett zwei zwischen einem ganz auf Unentschieden spielenden
Großmeister Sergey Kalinitschew und dem Hamburger Bundesligaspieler
Jan Gustafsson.
Doch im weiteren Verfolgerfeld brennen die Figuren. Der junge Arkadij
Naiditsch schlägt Romuald Mainka erneut im Expressverfahren. Der
Erfurter Thomas Luther siegt gegen den Plauener Lutz Espig. Nationalspieler
Klaus Bischoff gewinnt im Theorieduell gegen den Hambuger Dr. Karsten
Müller. Doch der Star des Tages war der erst 15jährige Arik
Braun, der den Berliner Jakov Meister in 75 Zügen niederringt und
sich somit faire Chancen auf den Erwerb einer Großmeisternorm
wahren kann. Aus dem Rennen: Leonid Kritz. Der Ex-Jugendweltmeister
muß sich dem Deutschen Meister 2000 Robert Rabiega geschlagen
geben und verliert damit alle Aussichten auf einen vorderen Spitzenplatz.
Und so kommt es morgen zu einer ersten Vorentscheidung. Alexander Graf
trifft auf den in den letzten Runden blendend aufgelegten Arkadij Naiditsch.
Am zweiten Brett begegnen sich die Nationalspieler Luther und Bischoff.
Jan Gustafsson muß sich mit dem jungen Arik Braun auseinandersetzen.
Stimmen
Bernd
Vökler sieht seinen Schützling Arik Braun
(Bild) gegen Jakov Meister siegen: "Von der Eröffnung
waren wir überrascht. Obwohl: Meister hat bislang immer wieder
etwas Neues gespielt. Aber von der Grundstruktur, glaube ich, war das
nicht seine Stellung. Weiß bekam Initiaive und Raumvorteil. Meister
hat den Tausch Springer gegen 3 Bauern provoziert, Arik ist darauf eingegangen
und hat das technisch einwandfrei verwertet. Ob das Turmendspiel mit
g und h Bauern auch theoretisch gewonnen ist, bin ich mir momentan nicht
sicher. In der Praxis reicht es."
Alexander Graf (Bild rechts) hat gegen Thies
Heinemann (Bild links) wenig
Probleme:" 10. Tb1 war schon ein Fehler. Statt dessen wäre
Le2 richtig gewesen. Mit Lf3: kann ich die weiße Bauernstruktur
stark schwächen. Im Endspiel waren das die entscheidenden Vorteile."
Nach dem Remis an Brett zwei, kann Graf auf einen satten Punkt Vorsprung
blicken. Doch die Frage, ob auch angesichts des Abschneidens seiner
direkten Verfolger die Meisterschaft entschieden ist, entlockt nur die
Bemerkung "Es ist noch etwas früh, etwas zu sagen. Es sind
noch zwei Runden zu spielen." Aber die Frage, ob nun zumindest
ein wenig Hoffnung keimt, entlockt ein leises "Ja."
Gast des Tages ist heute Bundestrainer Uwe Bönsch.
"Herr Bundestrainer, Höckendorf - aus ihrer Sicht eine
starke Meisterschaft?"
U.B.: "Schade, dass Lutz, Dautov, Hübner und Jussupow nicht
dabei sind. Aber die stärker und stärker gewordenen Meisterschaft
ist immer etwas besonderes. Erfreulich, da diese DEM in den letzten
Jahren nicht immer so stark besetzt war. Das war nicht immer so. Mit
der DEM 1998 in Bremen kam die Wende. Seitdem ist die Meisterschaft
durchgängig gut besetzt und für die Spieler finanziell und
spielerisch attraktiv.
Talentsichtung oder Formkontolle: Was treibt Sie nach Höckendorf?
U.B.: Die deutsche Meisterschaft kann man ja jetzt auch schon von zu
Hause aus verfolgen. Acht Partien live, und abends noch komplett alle
Partien im Netz. So ist der Besuch dem Fluidum geschuldet. Ich komme
weniger um neue Talente zu sichten, als mehr um die Form der Spieler
einzuschätzen und einige Gespräche zu führen. In diesem
Jahr steht Mitte Oktober die Schacholympiade in Mallorca als Saisonhöhepunkt
an. Wir bereiten uns mit einem Wettkampf Anfang September gegen Ungarn
vor. Polgar und Leko werden vermutlich nicht dabei sein, aber sonst
erwarten wir ein starkes Team. Auch unser Kader steht noch nicht fest.
Ich möchte gerne mit dem Olympiateam antreten. Zusätzlich
ist ein Vorbereitungslehrgang für Ende September geplant. Dann
sind wir hoffentlich gut gerüstet.
Wer ist dabei?
Die Mannschaft wird im Juli nominiert. Es steht noch nicht fest, ob
Arkadij Naiditsch bis dahin offiziell eingebürgert sein wird. Dann
wäre er mit Sicherheit in Kandidat wie auch Leonid Kritz, für
den gleiches gilt. Und dann natürlich alle, die auch schon in der
Vergangenheit erfolgreich spielten. In der Zukunft werden auch Spieler
wie Levon Aronian zur Verfügung stehen. Vielleicht auch Rustam
Kasimdzhanov, immerhin früher ein 2700 ELO Punkte starker Spieler.
Er hat sich in Deutschland niedergelassen und ist auch bereit für
Deutschland zu spielen. Angesichts von Wechselfristen von drei Jahren
bei der FIDE kann das jedoch noch einige Jahre dauern.
Ihr Tip für den Deutschen Meister 2004?
Im Moment liegt ein Top-Favorit vorn. Und viele weitere Topspieler wie
erwartet dahinter. Ich bin positiv überrascht von Heinemann und
Espig. Und natürlich von Arik Braun, der ja bereist in Stockholm
ein ausgezeichnetes Resultat gezeigt hat und zu den Hoffnungsträgern
im deutschen Schach gehört. Mein großer Dank an die Sponsoren,
die dieses Turnier hier möglich gemacht haben. Aber auch für
die anderen vielfältigen schachlichen Aktivitäten in den letzten
Monaten!
Klaus Bischoff (Bild) gewinnt
gegen Dr. Karsten Müller: "Müller und
ich haben diese Variante schon in der östereichschen Staatsliga
gespielt. Auch da hat er schon verloren und heute hat er die selbe Variante
versucht. Doch eine richtig gute Stellung hat er nicht bekommen,"
schmuzelt der 42jährige. Es war ein Spiel auf ein Tor ...
Arkadij Naiditsch siegt einmal mehr im Expressverfahren,
heute gegen Romuald Mainka: "Schon die Eröffnung
ist mit Vorteilen für Weiß gelaufen. 15. Sh4 war der Schlüsselzug.
Schwarz hat 50 Minuten investiert, doch danach lief es für Weiß
von alleine. Noch zwei Runden zu spielen, ist für mich für
eine gute Platzierung fast alles wieder offen."
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