Tag 9
7.2.2004

 

Tag 9
Alexander Graf deutscher Meister

Ein Remis in der letzten Runde der 75. Deutschen Schacheinzelmeisterschaften in Höckendorf bei Dresden macht den Triumph komplett. Der Leipziger Alexander Graf gewinnt mit rekordverdächtigen 7,5 Punkten aus neun Runden klar vor den Verfolgern. Nach zwei Vizemeisterschaft 2000 und 2002 siegt er nun bei seiner dritten Meisterschaft. Glücklich ist er, Überschwang droht nicht: "Viele Spitzenspieler haben gefehlt."

Der 24jährige Hamburger Jurastudent und Großmeister Jan Gustafsson wird deutlich Zweiter (6,5/9) vor einem Sechserfeld. Und hier ist es Gustafssons Vereinskollege und Amateur Thies Heinemann, der mit bester Wertung vor einer Handvoll Profis und Nationalspielern Dritter wird. Der Deutsche Pokalsieger 2003 nimmt dank guter Leistung auch eine Großmeisternorm mit an die Elbmündung zurück.

Der 55jährige Plauener Lutz Espig erlebt seinen zweiten Frühling. Er muß sich nur Alexander Graf und seinem Meisterschaftsvorgänger, der Erfurther Thomas Luther geschlagen geben und wird Neunter im 46 köpfigen Elitefeld. Der 13 jährige Falko Bindrich zeigt vor dem Alter wenig Respekt und belegt einen Mittelplatz ebenso wie Marco Thinius aus Großlehna.

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Deutscher Vizemeister war er schon in den Jahren 2000 und 2002. Nun nach seiner dritten Teilnahme kann sich Alexander Graf (Rechts im Bild gegen Gustafsson) Deutscher Meister nennen. Glücklich ist er, Überschwang droht nicht: "Viele Spitzenspieler haben gefehlt." Doch festzuhalten bleibt, seine ELO-Leistung von 2761 ist top. Und mit stolzen 7,5 Punkten aus neun Runden hat in den letzten Jahren niemand eine deutsche Meisterschaft gewinnen können. Der 41jährige Leipziger hat einen 14jährigen Sohn und liebt im Privatleben "faulenzen: Fernseh gucken oder ein gutes Buch lesen."

Der 24jährige Jan Gustafsson wird Vizemeister. "Damit bin ich zufrieden. Ich habe mir vorgenommen alle Partien auszuspielen und bis auf heute hat das gut geklappt. Gegen Meister und Heinemann habe ich vielleicht Chancen ausgelassen, dafür hatte ich in der ersten Runde schachlich Glück und in der achten Runde Losglück. Graf hat das Turnier dominiert. Das Tempo kann ich noch nicht mitgehen." Der Hamburger Jurastudent erspielt eine Turnierleistung von 2628 ELO-Punkten.

Sergej Kalinitschew (Im Bild links gegen Luther) zu seinem Turnierverlauf: "Gerne hätte ich natürlich in der 8. Runde gewonnen", lacht er. "Das hätte dann vielleicht für einen zweiten Platz gereicht. Doch ich bin sehr zufrieden." Der 46jährige Berliner ist erfolgreicher Schachtrainer. Er trainierte Dimitri Bunzmann Ende der Neuziger Jahre. Heute zählen der Deutsche Jugendmeister Atila Figura und der U14 Jugendmeister der EU Ilya Brener zu seinen Schützlingen.

Vorjahressieger Thomas Luther beendet das Turnier mit 6/9: "Schade, daß ich den Titel nicht verteidigen konnte. Ich war hoch ambitioniert, aber nach den vielen Turnieren in den letzten Wochen fehlte mir die Kraft." In drei Wochen geht es nach Chapelle la Grande, danach nach Reykjavik. "Da werde ich wieder auf ein gutes Resultat spielen."

Mit einem Remis gegen Lutz Espig sichert sich der Hamburger Thies Heinemann eine GM-Norm: "Einfach Klasse. Ich habe nicht ernsthaft damit gerechnet, noch einmal eine Norm zu machen. 1998 habe ich eine Bundesliga-Norm gemacht. Hier ist es einfach gut gelaufen. Ich habe meine Chance genutzt." Der Deutsche Pokalsieger erspielt eine Turnierleistung von 2615 ELO-Punkten und wird Dritter des Turniers. Und das, obgleich er als Einundzwanzigster der Setzliste ins Rennen ging.

"Das Turnier hat schon schlecht für mich begonnen. Ein Remis und eine Verlustpartie in den beiden Auftaktrunden. Dann die Niederlage in der entscheidenden Partie gegen Alexander Graf. Es war kein gutes Turnier für mich," so Arkadij Naiditsch.

Leonid Kritz siegt heute gegen Olaf Wegener im Najdorf Sizilianer: " Wir haben eine alte Modevariante gespielt. Vor drei Monaten war sie sehr populär, heute wird sie seltener gespielt. Schwarz hat mit 20. a5 einen Fehler gemacht. Danach konnte er nicht mehr rochieren. 24. Dh4 war der Gewinnzug."