Tag 9
Alexander Graf deutscher Meister
Ein Remis in der letzten Runde der 75. Deutschen Schacheinzelmeisterschaften
in Höckendorf bei Dresden macht den Triumph komplett. Der Leipziger
Alexander Graf gewinnt mit rekordverdächtigen 7,5 Punkten aus neun
Runden klar vor den Verfolgern. Nach zwei Vizemeisterschaft 2000 und
2002 siegt er nun bei seiner dritten Meisterschaft. Glücklich ist
er, Überschwang droht nicht: "Viele Spitzenspieler haben gefehlt."
Der 24jährige Hamburger Jurastudent und Großmeister Jan
Gustafsson wird deutlich Zweiter (6,5/9) vor einem Sechserfeld. Und
hier ist es Gustafssons Vereinskollege und Amateur Thies Heinemann,
der mit bester Wertung vor einer Handvoll Profis und Nationalspielern
Dritter wird. Der Deutsche Pokalsieger 2003 nimmt dank guter Leistung
auch eine Großmeisternorm mit an die Elbmündung zurück.
Der 55jährige Plauener Lutz Espig erlebt seinen zweiten Frühling.
Er muß sich nur Alexander Graf und seinem Meisterschaftsvorgänger,
der Erfurther Thomas Luther geschlagen geben und wird Neunter im 46
köpfigen Elitefeld. Der 13 jährige Falko Bindrich zeigt vor
dem Alter wenig Respekt und belegt einen Mittelplatz ebenso wie Marco
Thinius aus Großlehna.
Stimmen
Deutscher
Vizemeister war er schon in den Jahren 2000 und 2002. Nun nach seiner
dritten Teilnahme kann sich Alexander Graf (Rechts
im Bild gegen Gustafsson) Deutscher Meister nennen. Glücklich ist
er, Überschwang droht nicht: "Viele Spitzenspieler haben gefehlt."
Doch festzuhalten bleibt, seine ELO-Leistung von 2761 ist top. Und mit
stolzen 7,5 Punkten aus neun Runden hat in den letzten Jahren niemand
eine deutsche Meisterschaft gewinnen können. Der 41jährige
Leipziger hat einen 14jährigen Sohn und liebt im Privatleben "faulenzen:
Fernseh gucken oder ein gutes Buch lesen."
Der 24jährige Jan Gustafsson wird Vizemeister.
"Damit bin ich zufrieden. Ich habe mir vorgenommen alle Partien
auszuspielen und bis auf heute hat das gut geklappt. Gegen Meister und
Heinemann habe ich vielleicht Chancen ausgelassen, dafür hatte
ich in der ersten Runde schachlich Glück und in der achten Runde
Losglück. Graf hat das Turnier dominiert. Das Tempo kann ich noch
nicht mitgehen." Der Hamburger Jurastudent erspielt eine Turnierleistung
von 2628 ELO-Punkten.
Sergej Kalinitschew (Im
Bild links gegen Luther) zu seinem Turnierverlauf: "Gerne hätte
ich natürlich in der 8. Runde gewonnen", lacht er. "Das
hätte dann vielleicht für einen zweiten Platz gereicht. Doch
ich bin sehr zufrieden." Der 46jährige Berliner ist erfolgreicher
Schachtrainer. Er trainierte Dimitri Bunzmann Ende der Neuziger Jahre.
Heute zählen der Deutsche Jugendmeister Atila Figura und der U14
Jugendmeister der EU Ilya Brener zu seinen Schützlingen.
Vorjahressieger Thomas Luther beendet das Turnier
mit 6/9: "Schade, daß ich den Titel nicht verteidigen konnte.
Ich war hoch ambitioniert, aber nach den vielen Turnieren in den letzten
Wochen fehlte mir die Kraft." In drei Wochen geht es nach Chapelle
la Grande, danach nach Reykjavik. "Da werde ich wieder auf ein
gutes Resultat spielen."
Mit einem Remis gegen Lutz Espig sichert sich der
Hamburger Thies Heinemann eine GM-Norm: "Einfach
Klasse. Ich habe nicht ernsthaft damit gerechnet, noch einmal eine Norm
zu machen. 1998 habe ich eine Bundesliga-Norm gemacht. Hier ist es einfach
gut gelaufen. Ich habe meine Chance genutzt." Der Deutsche Pokalsieger
erspielt eine Turnierleistung von 2615 ELO-Punkten und wird Dritter
des Turniers. Und das, obgleich er als Einundzwanzigster der Setzliste
ins Rennen ging.
"Das
Turnier hat schon schlecht für mich begonnen. Ein Remis und eine
Verlustpartie in den beiden Auftaktrunden. Dann die Niederlage in der
entscheidenden Partie gegen Alexander Graf. Es war kein gutes Turnier
für mich," so Arkadij Naiditsch.
Leonid Kritz siegt heute gegen Olaf Wegener
im Najdorf Sizilianer: " Wir haben eine alte Modevariante gespielt.
Vor drei Monaten war sie sehr populär, heute wird sie seltener
gespielt. Schwarz hat mit 20. a5 einen Fehler gemacht. Danach konnte
er nicht mehr rochieren. 24. Dh4 war der Gewinnzug."
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